Donnerstag, 4. Mai 2017

Wissenswertes zum Thema Impfung


Die Beobachtung einer natürlichen Immunität, die manche Infektionskrankheiten nach der Erkrankung hinterlassen, hat zu dem Versuch geführt, diesen Schutz künstlich zu erzeugen. Schon vor über eintausend Jahren waren solche Impfversuche in der chinesischen und später auch in der arabischen Medizin bekannt, wobei man durch dosierten Kontakt mit dem Krankheitserreger (das wichtigste Beispiel in der Geschichte der Medizin sind die Pocken) zu einem möglichst günstigen Zeitpunkt und günstigen Bedingungen den Schutzeffekt erzielen wollte. Bei diesem Vorgehen muss mit den Risiken der Erkrankung und möglichen schweren Folgen gerechnet werden.
Am 14. Mai 1796 führte der englische Arzt Edward Jenner die erste Pockenimpfung mit einem Impfstoff aus Kuhpocken-Pusteln durch. Die weitere Entwicklung ist ein lehrreiches Beispiel in der Geschichte der Impfung, gekennzeichnet durch Teilerfolg, deutlich erkennbare Impfschäden und die Verdrängbarkeit einer Krankheit in ein späteres Alter mit selteneren kleinen Ausbrüchen. Laut Jenners eigener Beurteilung litt sein Sohn unter schweren Impfschaden. Der nächste Meilenstein war die Entdeckung der Mikroben durch Louis Pasteur (1822-1895). Der zeitgenössische deutsche Mediziner und Nobelpreisträger Robert Koch (1843-1910) war der Entdecker des Tuberkelbakteriums und Entwickler der Tuberkulin-Impfung. Eine erste Reihe von Impfstoffen gegen “die großen Seuchen" wurde entwickelt: Pocken (1798), Tollwut (1885), Pest (1897), Diphtherie (1925) , Tuberkulose (1927), Tetanus (1927). Mit den wissenschaftlichen Fortschritten konnten nach dem zweiten Weltkrieg weitere Impfstoffe auch gegen Viruserkrankungen entwickelt werden: Kinderlähmung (Totimpfstoff 1955, Lebendimpfstoff 1962), Masern (1964), Mumps (1967), Röteln (1970) und Hepatitis B (1981).
Ein kritischer Rückblick zeigt, dass wohlverdiente Fortschritte oft mit Opfern und Zwischenfällen einhergehen, was auch der Geschichte der Menschheit entspricht. Am 8. April 1874 erklärte die deutsche Regierung die Pockenimpfung zur Pflichtimpfung. Gleichzeitig wurde eine Entschädigung den Impflingen zugesprochen, die unter den Nebenwirkungen litten. Es wurde dokumentiert, daß unter dem WHO Impfprogram mit der Polio Schluckimpfung und gleichzeitiger Gabe der DPT (Diphtherie-Keuchhusten-Tetanus)-Impfung die Kinderlähmung um 1980 in Indien stark zunahm statt ab. Man hatte den Zusammenhang mit den Wildpolioviren unter tropischen Bedingungen noch nicht erkannt. Immer wieder mussten Impfstoffe wegen anfänglich nicht erkannten Nebenwirkungen aus dem Markt genommen werden. Auf Grund von Hirnshäden bis hin zu Todesfällen war der frühere Keuchhustenimpfstoff von 1974 bis 1991 in Deutschland ausgesetzt worden. Erst 1997 gab es eine offizielle Stellungnahme zur neurotoxischen Belastung quecksilberhaltiger (Thiomersal) Impfstoffe vor allem bei Säuglingen. Danach wurden alle betroffene Impfstoffe in Deutschland vom Markt genommen. Statt Thiomersal wird als Konservierungsmittel jetzt meistens Phenoxyethanol eingesetzt.
Solche kollektiven Erfahrungen aus der Geschichte gerechtfertigen eine zunächst eher zurückhaltende und abwartende Haltung statt Euphorie gegenüber der Einführung eines neuen Impfstoffes wie z.B. der HPV Impfung für Jugendliche.
Der interessierte Leser wird auf die vielen Veröffentlichungen zu diesem Thema verwiesen. Darunter ist das Buch "Impfen, Pro & Contra" von Dr. Martin Hirte wohl am bekanntesten. In der aktualisierte Neuauflage März 2015 werden zahlreiche Dokumentationen und Quellen angegeben.